Meine Rede zum Forschungs- und Gesundheitsstandort Hessen

Hier finden Sie das Video zu meiner Rede

Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren!

Die Forschenden an unseren Hochschulen erbringen herausragende Forschungsleistungen, ob durch Spezialisierung und ein unfassbar detailliertes Wissen in jahre- und jahrzehntelanger Grundlagenforschung, ob durch hartnäckiges Schrauben an praktischen Lösungen für die anwendungsnahe Forschung, ob durch engagiertes Ausbilden, Motivieren und Begeistern des wissenschaftlichen Nachwuchses oder mit dem Schreiben unzähliger Forschungsanträge. Was unseren Forschungsstandort in Hessen so stark macht, sind die Forschenden, die an den verschiedensten Einrichtungen für ihr Thema tagtäglich mit einer riesigen Leidenschaft forschen.

Was brauchen sie dafür von uns, von der Politik, von der Landesregierung, vom Parlament, um erfolgreich zu sein? Klar, eine verlässliche Grundfinanzierung des Studiums, der Lehre und der Forschung. Doch darum soll es heute nicht in erster Linie gehen. Heute geht es um die exzellente Forschungsspitze; und diese braucht neben Geld auch Strategie und Rückhalt – eine gemeinsame strategische Aufstellung des Landes mit seinen Hochschulen. Worin sind wir richtig stark? Wie machen wir diese Stärken noch stärker? Wie halten und holen wir kluge Köpfe nach Hessen? Wie bringen wir durch Vernetzung kluge Köpfe für mehr Forschungsstärke zusammen? Wir geben auf diese Fragen Antworten. für die Exzellenzstrategie 2026 bis 2032 hat sich Hessen mit allen Universitäten gemeinsam strategisch aufgestellt.

Im Wissenschaftsausschuss im Oktober 2022 haben uns die Universitäten vorgestellt, welche Forschungscluster sie planen in die neue Runde der Exzellenzstrategie einzubringen. Auch wenn im Bund der Prozess erst jetzt losgeht, bereiten wir uns in Hessen seit Beginn der Legislaturperiode hierauf intensiv vor. Wissenschaftsministerin Angela Dorn hat unser Versprechen aus dem Koalitionsvertrag, die erfolgreichsten hessischen Konsortien für die Exzellenzstrategie zu ertüchtigen, umgesetzt.

In einem ersten Schritt haben die Hochschulen ihre Strategie mit externer wissenschaftlicher Begleitung neu aufgestellt – ein Prozess, für den die Wissenschaftsministerin zu Recht aus allen Hochschulen viel Lob erfahren hat. Am Ende haben die Universitäten elf Vorschläge für Forschungscluster vorgelegt. In einem qualitätsgeleiteten Prozess wurden dann durch externe Gutachterinnen und Gutachter sechs Cluster ausgewählt, die wir mit fast 40 Millionen € ertüchtigt haben und die derzeit ihre Skizzen für die Antragstellung finalisieren. Die Themen, in denen sich unsere Hochschulen aufstellen, finden Sie auch im Antrag der Koalitionsfraktionen: künstliche Intelligenz, Energieforschung, Astrophysik, molekulare Biomedizin, kognitive Neurowissenschaften und Konfliktforschung. Das sind die Themen, ausgewählt in Autonomie der Hochschulen, wo Hessen, international begutachtet, eine bedeutende Forschung hat. Frau Kula, es ist schade, dass Sie das nicht wissen; denn ich denke, dass es gut wäre, zu wissen, dass die Themen, die aufgeführt werden, die Themen aus den Exzellenzclustern sind und dass sie nicht „willkürlich zusammengewürfelt“ sind.

Diese Themen flankieren wir nicht nur mit der Ertüchtigung für die Exzellenzstrategie, sondern weit darüber hinaus. Ich möchte an zwei Beispielen ganz konkret zeigen, wie die Landesregierung die Forschungscluster mit den strategischen Instrumenten der Forschungsförderung voranbringt. Einer der herausragenden Cluster, mit dem Hessen antreten wird, ist 3AI – Reasonable Artificial Intelligence, die Forschung zur dritten Welle der KI, also KI, die selbst lernt, die auf die Umwelt reagieren kann und sich selbstständig anpasst und optimiert. Denn hierzu haben wir in Hessen international herausragende Spitzenforschung. Diesen Schwerpunkt haben wir mit 38 Millionen € für das hochschulübergreifende Forschungszentrum hessian.AI gestärkt. hessian.AI hat 22 Gründungsprofessuren. 20 Professuren werden neu geschaffen. Herr Büger, in Summe sind es 42 Professuren.Das Cluster wird von der TU Darmstadt beantragt. Sprecherinnen sind Prof. Kristian Kersting und Prof. Mira Mezini, die auch die Sprecher von hessian.AI sind, sowie Marcus Rohrbach, ein neu berufener Professor an der TU Darmstadt. Seine Forschung bewegt sich an der Schnittstelle von Deep Learning und logischen Schlussfolgerungen. Seine Modelle, Software und Daten werden in Forschung und Industrie vielfach verwendet. Dass die TU Darmstadt einen solchen herausragenden internationalen Spitzenforscher von Facebook bzw. Meta an die TU Darmstadt holen konnte, liegt an der Attraktivität von hessian.AI. Außerdem konnten wir mit der Verleihung einer LOEWE-Spitzenprofessur, die mit 3 Millionen € dotiert ist, in Hessen für ihn ein attraktives Forschungsumfeld schaffen. Hieran zeigt sich auch der Erfolg der überarbeiteten LOEWE-Forschung. Angela Dorn hat das Programm als Wissenschaftsministerin mit der Überarbeitung der Förderung agiler gemacht, um die klügsten Köpfe nach Hessen zu holen und in Hessen zu halten. Denn wir wissen: In der Exzellenzstrategie geht es nicht nur um Themen, sondern es entscheidet sich auch, welche Forschungsstärke die Forschenden haben, die die Anträge stellen. Deshalb investieren wir mit der LOEWE-Professur in Köpfe.

Das Beispiel macht deutlich: Wir stärken KI als Forschungscluster strategisch. Die unterschiedlichsten Programme flankieren die Entscheidung, 3AI für die Exzellenzstrategie aufzustellen sowie darüber hinaus die Forschungsstärke für Transfer, die Ansiedlung von Start-ups, Innovationsförderung und Beratung zu nutzen. Das Beispiel zeigt auch: Wir sind ein starker Forschungsstandort im Bereich KI, der international beachtet wird. Dafür setzen wir weiterhin die richtigen strategischen Rahmenbedingungen.

Ich möchte ein zweites großes Cluster hervorheben: Eisen hat ein enormes Potenzial für die Energiewende. Im Projekt Clean Circles wird fächerübergreifend erforscht, wie das Metall zusammen mit seinen Oxiden in einem Kreislauf als kohlenstofffreier chemischer Energieträger genutzt werden kann, um Wind und Sonnenenergie zu speichern. Die Sprecherinnen- und Sprecherfunktionen des Clusters werden unter anderem von der Politikwissenschaftlerin Prof. Michèle Knodt und dem Maschinenbauer Prof. Christian Hasse wahrgenommen. Im Projekt Clean Circles sind Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der TU Darmstadt, der Hochschule Darmstadt, der Universität Mainz, des Karlsruher Instituts für Technologie sowie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt beteiligt. Teile der Forschung sind nicht nur thermodynamische-mathematische Fragen, sondern eben auch politische und ökonomische. Die Position, dass Kooperation und Transdisziplinarität für Spitzenforschung entscheidend sind und deshalb zentraler Bestandteil einer Neuausrichtung der Exzellenzstrategie sein müssen, hat unsere Wissenschaftsministerin geprägt. Sie hat diese Position am Ende im Positionspapier der schwarz-grünen Wissenschaftsministerinnen und -minister eingebracht. In einem Beitrag der „FR“ im März 2021 hat sie es so formuliert – ich zitiere –:

„Innovative Lösungswege entstehen auch in der Grundlagenforschung aus dem Zusammenspiel unterschiedlicher Disziplinen. Das muss die Exzellenzstrategie stärker unterstützen. Antragstellende, die einen neuen Energieträger von der materialwissenschaftlichen Eignung über die wirtschaftliche Effizienz bis hin zur gesellschaftlichen Akzeptanz untersuchen wollen, dürfen es im Wettbewerb nicht länger schwerer haben als etwa ein Projekt, das allein physikalisch-chemische Eigenschaften untersucht.“

Es ist auch diesem Engagement von Angela Dorn zu verdanken, dass die Exzellenzstrategie so aufgestellt wurde, dass neue zusätzliche Cluster ermöglicht werden, um damit erfolgreich zu sein.

Eine erfolgreiche wissenschaftspolitische Strategie braucht neben den Instrumenten, um Spitzenforschung voranzubringen, eben auch Visionen – Visionen, wie Wissenschaft unsere Gesellschaft voranbringt, wie sie organisiert ist, dass sie immer wieder neue Innovationen und Lösungen für immer wieder neue gesellschaftliche Fragestellungen hervorbringt. Interdisziplinarität und Kooperation sind hierauf die zentrale Antwort. Nur im Zusammenspiel zwischen den unterschiedlichen Disziplinen können wir Lösungen finden. Deshalb ist es auch Teil unserer Aufstellung in Hessen, dass wir verstärkt auf interdisziplinäre Projekte von LOEWE bis zur Exzellenzstrategie setzen. Hessen hat sich strategisch aufgestellt. Hessen ist forschungsstark in den Bereichen Energieforschung, Konfliktforschung, Astrophysik, Biomedizin, künstliche Intelligenz und Kognitionsforschung. Wir haben in Hessen herausragende Spitzenforscherinnen und -forscher. Damit haben wir die besten Voraussetzungen für die hessischen Universitäten geschaffen, um im harten Wettbewerb, der vor ihnen liegt, erfolgreich zu sein.

Ich hatte befürchtet, dass der letzte Satz nötig ist. Aber es ist schade, dass er so nötig ist. Ich möchte Sie einladen, dass wir gemeinsam für den Wissenschaftsstandort Hessen werben, ihn stärken und zeigen: Hessen ist ein starker Standort für Forschung. – Vielen Dank.